People are to be loved and things are to be used. The problem arises when things are loved and people are used.
Dezember 2016
8. Dezember: Ich glaube daran!
Ja, im Moment fällt es mir ein bisschen schwer etwas Passendes zu schreiben. Einerseits bin ich noch in Afrika, bei den Menschen hier, im Abschiedstaumel, nehme noch gar nicht so richtig wahr, was mit mir passiert, passieren wird, denn noch ist es anders. Andererseits ist es Zeit, die Zeit im Norden wieder in Angriff zu nehmen, auch das hat seinen Reiz und Sinn. Ich glaube, dass ich in ein paar Wochen mehr weiss, mehr spüre und fühle, was es wirklich bedeutet, das hier und jetzt und das da von früher. Die Zeit wird die Antwort finden und geben, denn: "Wenn ich loslasse, was ich bin, werde ich, was ich sein könnte. Wenn ich loslasse, was ich habe, bekomme ich was ich brauche." Es hat das letzte Mal geklappt, es wird auch diesmal klappen. Ich glaube daran!
November 2016
2. November: Kulturelles und Interkulturelles
Wenn du regelmässig in diesem Bereich "Persönlich" meiner Homepage mitliest, dann bist du dich wahrscheinlich schon ein bisschen gewohnt, dass es hier ziemlich persönlich - aber nicht verletzend - zu und her gehen kann. Und deshalb will ich hier in diesem kurzen Fazit etwas von viel Gelerntem sowie ein paar Empfehlungen nicht nur für mich behalten, sondern auch mit dir teilen.
Erstens, nicht erwartet, aber trotzdem erfahren und gelernt habe ich, dass der Umgang, die Haltung und das Verhalten innerhalb der gleichen Kultur viel anspruchsvoller, anstrengender, zermürbender, erfolgloser und enttäuschender sein kann, als alles das, was ich mit den Menschen hier in und von Namibia erlebt, erreicht und bewirkt habe.
Zweitens, meine absolut grösste und wichtigste Empfehlung - und dies nicht nur an die Adresse von Interteam, sondern ebenfalls an ganz viele Manager hier in Namibia - ist: "WALK THE TALK" oder auf Deutsch: "MACH, WAS DU SAGST" oder "MEH LIEFERE STATT LAFERE". Was ich in den letzten drei Jahren an Versprechen alles gehört habe und was ich anschliessend erlebt oder eben NICHT ERLEBT habe, steht in absolut keinem Verhältnis und dies gilt für Schwarz wie Weiss. Und wie oft habe ich mich gefragt, wie fühlt man sich wohl, wenn man sich so offensichtlich unglaubwürdig macht? Die Antwort kann wahrscheinlich nur sein: "Die merken das gar nicht". (Der Personalchef von Hewlett Packard hat mich bei meinem Einstellungsgespräch vor 30 Jahren total überzeugend daran erinnert: "Wir werden nicht dafür bezahlt, wofür wir fähig wären, sondern für das, was wir machen!" Wie recht er hatte, immer noch.)
Drittens, eine Empfehlung, die ich den Menschen hier immer wieder mitgebe und ans Herzen lege ist: Glaubt nicht, dass alles im Norden gut ist und glaubt nicht, was euch alles vom Norden erzählt wird. Wenn ihr es wirklich wissen wollt, dann geht dorthin und lebt dort für mehrere Jahre wie die Menschen dort leben, d.h. mit und unter den gleichen Bedingungen. Dann und nur dann wirst du erfahren und an eigenem Leib und mit eigener Seele spüren, wie und was die Wahrheit wirklich ist und was du von deiner eigenen Kultur, Tradition und deinen Werten mit Überzeugung schätzen und weiter bewahren musst.
Viertens, und die letzte Empfehlung kann ich als "bald ausgedienter Entwicklungshelfer" an "frische Freiwillige" weitergeben: Wenn du es wirklich ernst meinst mit den Menschen in einem fremden Land und du sie wirklich verstehen willst, dann "gehe zu ihnen, lebe mit ihnen, lerne von ihnen und liebe sie. Beginne mit dem, was sie wissen und schaffe mit dem, was sie haben".
Fünftens und last but not least, habe ich im Bild links vom Text oben noch ein paar Gedanken einer Leserin meines Rundbriefes originalgetreu erwähnt, weil sie sich fragt, was ich schon bald selber herausfinden muss und werde: "Wird er sich in unserer profanen, gehetzten Welt wohl wieder zu Recht finden?" Ich werde es herausfinden, so wie ich glaube herausgefunden zu haben, wieso die Dame "zu Recht" und nicht "zurecht" geschrieben hat;-))
Oktober 2016
15. Oktober: DANKBARKEIT (auch ohne Strom;-))
Heute hatte ich wieder einmal keinen Strom, d.h. der Venti läuft nicht bei 40 Grad im Schatten, kein Wasser, keine WC Spülung, kein Internet, kein TV, kein Radio, der Kühlschrank kühlt nicht mehr, und - mal überlegen - ... ja, das war's dann schon, aber das reicht ja auch. Oder etwa nicht? Könnte man meinen. Aber ist es denn wirklich so schlimm? Ist das wirklich alles was mir fehlt? Nach genauem Überlegen stelle ich mit Erleichterung fest, dass ich wohl noch leben muss, sonst könnte ich mir diese (schlimmen) Gedanken ja gar nicht machen, verschweige denn erzählen und sogar noch aufschreiben. Ja, tatsächlich, immerhin lebe ich ja noch, was ja noch lange nicht alle auf dieser Welt für selbstverständlich empfinden und behaupten können. Und zudem ist wahrscheinlich mein kleines Stromproblem schon bald wieder vorbei. Und was nützt mir Strom, wenn ich tot bin? Dann doch lieber umgekehrt! Schlimm wird's ja wirklich erst dann, wenn's so schlimm ist, dass der Tod zur Ernst zu nehmenden Alternative wird. Das gibt's, aber Gott sei Dank (oder Amerika sei Dank) bei uns (noch) nicht. Wir sind noch alle am Leben, und wie, haben Arbeit, sind nicht krank, kennen keinen Krieg, wurden nicht vertrieben, sind nicht heimatlos, haben genügend zu essen, zu trinken, sauberes Wasser, ein Dach über den Kopf, keine Angst vor der nächsten Bombe und den nächsten Schüssen. Ich, nur für ein paar Stunden keinen Strom, das war's dann schon. Und du? Schlimm? Zum Glück sind wir nicht die anderen und zum Glück geht es uns nicht wie denen. Oder, wieso geht's denen eigentlich nicht wie uns? Ginge es uns dann vielleicht nicht mehr so gut?
September 2016
29. September: Zwischen Anfang vom Ende hat begonnen
In meinem Fall ist mit Zwischendrin von Anfang vom Ende die letzten 70 Tage hier in Namibia gemeint. Und dieses Zwischendrin ist einerseits geprägt vom vielen Schreiben, damit meine ich z.B. den Jahresrückblick meines Einsatzes, die Bewertung meiner Arbeit, der letzte Bericht für die Fahrwanger Ziitig, diverse Bewerbungen für einen neuen Job, letzte Dokumentationen für das Direktorate, letzter Rundbrief, Design und Text für die Weihnachtskarte, ein weiteres Dankesschreiben für Spenden, der Abschlussbericht meines Einsatzes, die Preislisten und Fotos von meinen Verkaufssachen und all das, was ich jetzt in dieser Auflistung noch alles vergessen habe zu erwähnen. Zwischendrin heisst aber nicht nur schreiben, es heisst auch vorbereiten und verarbeiten, versuchen mit dem Ende und dem Neuanfang umzugehen und zurecht zu kommen. Es heisst versuchen Loszulassen, damit etwas Neues beginnen kann! Ich glaube, dass die letzten zwei Monate hier, eben das Zwischendrin von Anfang vom Ende, sehr emotional, aber auch gleichzeitig so schön wie traurig, werden könnten. Ich kenne dies ja schon von Afrika. Nirgends habe ich bis jetzt diese unglaubliche Nähe und harmonische Zweisamkeit von immateriellem Reichtum und ursprünglicher Lebensweise so emotional, mit all dem Leid in all der Schönheit, erlebt wie hier in Afrika.
Aber ich muss auch sagen sowie hiermit öffentlich und ehrlich zugeben, dass ich mich so langsam aber sicher und immer mehr auch auf den Neubeginn in der Schweiz freue. Auch wenn ich noch nicht weiss, wie es weitergehen wird, so bin ich doch überzeugt, dass es gut kommt. Irgendwo wird sich eine Chance auftun, sich eine Herausforderung ergeben, die meine Aufmerksamkeit braucht. Ich auf jeden Fall bin bereit und offen für vieles und auch mit bald 58 immer noch voller Tatendrang und Ideen, das redet mir wenigstens meine eigene Wahrnehmung immer wieder ein. Ich hoffe, sie hat recht;-))
August 2016
24. August: Nicht die Zeit läuft zu schnell, sondern das Tempo ist zu hoch!
Davor habe ich wirklich Respekt, wenn ich wieder zurück im Norden bin. Ich spreche vom Umgang mit der Zeit. Die Zeit hier in Afrika ist mein guter Freund und geschätzter Begleiter geworden. Ich habe hier wieder erfahren, die Zeit als positive Einheit im Leben wahrzunehmen. Als etwas, das man nicht primär verlieren kann und zugegebenermassen immer weniger wird, sondern etwas, das es im JETZT wahrzunehmen und zu leben gilt. Es ist ja schliesslich meine Zeit und nicht die Zeit der anderen. Was war ist vorbei, kann nicht rückgängig gemacht werden, man kann - ja, sollte sogar - davon lernen und sich darüber freuen. Was morgen ist, wer weiss das schon? Wieso heute schon im Morgen leben und dabei das Heute ignorieren und verlieren? Viele im Norden sind getrieben von der Zeit der Zukunft und dem Glauben etwas zu verpassen, wenn man sich nicht schon heute mit morgen beschäftigt. Dabei ist es genau umgekehrt, aber dies merken leider die Meisten erst, wenn es wirklich zu spät und die Zeit abgelaufen ist. Wenn du nicht genau weisst oder verstehst, wovon ich spreche, bzw. schreibe, dann versuche mal für dich die Frage zu beantworten: "Wann hatte ich das letzte Mal Langeweile oder Musse?" Ja, richtig gehört oder gelesen: "Langeweile!" Bevor ich nach Afrika kam, hatte ich wohl als Kind das letzte mal Langeweile. "Weisst du noch, damals, einfach dasitzen und nicht wissen, was man mit der Zeit anfangen soll?" Wieso nicht als Erwachsener auch mal wieder Langeweile haben? Lass dir einfach Zeit, viel Zeit für Langeweile und Musse, denn es ist ja deine Zeit und wenn du lange genug wartest und dabei nicht krampfhaft nach einer "künstlichen Beschäftigung oder Ablenkung" suchst, dann wird es auch dir passieren. Etwas in dir wird sich öffnen, vielleicht nennt man es Seele, und du erkennst und begreifst, was für dich wirklich wichtig und gut ist (vielleicht nennt man dies Sehnsucht). Ich habe es erlebt, hier in Afrika, vor nicht all zu langer Zeit und wer weiss, vielleicht findest du es auch, wenn du dir genug von deiner Zeit zur Langeweile und Musse lässt. "Nimm dir deine Zeit!"
Juli 2016
31. Juli: Abschiedsreise
Heute endet der Juli 2016 und heute haben Regula und ich die letzte Etappe meiner, bzw. unserer Abschiedsreise unter die Räder gebracht. Am 1. Juli bin ich nach Windhoek gefahren, um die Reisegruppe (Regula, im Schlepptau mein Bruder Felix, seine Frau und meine Schwägerin Susanne sowie Fabienne, einer ihrer beiden Töchter) abzuholen. Den ganzen Monat sind wir rumgereist und viele wunderbare Menschen und Plätze habe ich dabei nicht zum ersten Mal gesehen (Sossusvlei, Swakopmund, Opuwo, Epupafälle, Nunda und Namushasha River Lodge, Chobe Nationalpark, Victoria Fälle usw), aber vermutlich das letzte Mal. Soll ich nun traurig sein, dass es wahrscheinlich die letzte Begegung war? Nein, auf gar keinen Fall! Zugegeben, ich werde in den nächsten 4½ Monaten noch einige Male traurig sein, wahrscheinlich sogar sehr traurig ohne total trocken zu bleiben, aber auch ein Mann darf weinen, auch das habe ich gelernt in Afrika. Aber ich bin um ein Vielfaches dankbar und glücklich, dass ich drei so wunderbare, unvergessliche und extrem lehrreiche Jahre erlebt habe. Ich habe viele echte Freunde kennen und schätzen gelernt, in Wirklichkeit und nicht nur virtuell auf Facebook oder einer anderen sozialen Plattform, wo man neue Freunde en Masse zum Nulltarif mit einem Click kriegt ohne mit ihnen ein Stück auf dem Lebensweg gegangen zu sein und etwas gemeinsam erlebt zu haben. Ich bin auch unendlich dankbar und glücklich, dass der Bund zwischen Regula und mir während der Zeit zwischen Schweiz und Namibia nicht zerbrochen ist. Es war nicht immer leicht, aber wir beide haben viele Erfahrungen gemacht, die uns auf dem weiteren gemeinsamen Weg eine neue Sicht der Dinge erleben lässt. Und mit dem Abschied, der langsam aber sicher bereits begonnen hat, beginnt auch etwas Neues, noch Unbekanntes, das es zu kreieren, zu bilden, zu realisieren gilt. Die eine Hälfte von mir ist noch hier, die andere Hälfte von mir beschäftigt sich schon mit dem, was in Zukunft möglich sein könnte. Manchmal zerreisst es einen fast, aber solange man damit positiv umgehen kann, geniesse ich die Höhen und Tiefen der Emotionen und Träume. Alles hat seine Zeit, das Eine beginnt zu verblühen, damit das Neue genug Platz und Aufmerksamkeit hat. Einfach wunderbar!
Juni 2016
11. Juni: Das Ende und der Neuanfang sind in Sichtweite
Heute ist Samstag und in 6 Monaten, am 10. Dezember, wird es auch Samstag sein und mit der Rückkehr in die Schweiz auch das Ende meines befristeten Lebens in Namibia bedeuten. Es ist gut so, wie es ist, denn alles im Leben hat seine Zeit, ein Anfang und ein Ende. Dass es nicht einfach ist, emotional, das war klar. Der Anfang, die Trennung von Regula und vom gewohnten Leben in der Schweiz im Januar 2014. Das Ende, wieder die Trennung von Menschen und einem faszinierenden Land im Dezember 2016. Aber es ist auch wieder ein Ankommen, dort, wo alles begann, mit einem grossen Wunsch und Drang es zu tun. Dort, wo die eigenen Wurzeln sind, die es zu akzeptieren und nicht zu leugnen gilt. Dort eben, wo ich hingehöre. Dankbarkeit wird alles überstrahlen. Dankbarkeit, dass ich eine so schöne, gute, wertvolle Zeit erleben durfte, ohne Krankheiten, ohne Unfälle und ohne nennenswerten Probleme. Dankbarkeit, dass ich nicht nur gefunden habe, was ich suchte, sondern noch viel mehr. Dankbarkeit, über die vielen neuen Begegnungen, Freundschaften, Erlebnisse und Eindrücke und wie ich langsam aber sicher einer von ihnen wurde, ohne einer von ihnen zu sein. Der nun wieder auf eine neue Reise geht, begleitet von einem Ende mit Tränen, aber auch mit Freude und Zuversicht in den Augen über den Neuanfang der ansteht und alles, was als nächstes möglich ist. Es ist gut so, wie es ist.
Mai 2016
9. Mai: Gelebte Leidenschaft macht glücklich
Heute habe ich mich wieder einmal riesig gefreut über ein Mail, das ich von einem Kollegen erhalten habe, den ich eigentlich nicht so gut kenne, aber er scheint sich recht gut in mich einfühlen zu können und zudem versucht er ebenfalls seine Leidenschaft zu leben, auch wenn es nicht um Ruhm und Reichtum, sondern lediglich ums "GLÜCKLICH SEIN", geht. Hier sein Mail:
Lieber Urs
Soeben habe ich Deinen neuen Rundbrief aus Namibia erhalten - und auch gelesen. Es muss grossartig gewesen sein, aus Sympathie an eine solche Hochzeit eingeladen zu werden. Ebenso grandios werden auch Deine Bilder von diesem Anlass sein. Irgendwann gibt es sicher Gelegenheit uns wieder zu treffen und diese Kostbarkeiten anschauen zu können.
Ich hab auch von den grossen Schwierigkeiten gelesen, die Ihr habt um Eure Arbeit erledigen zu können. Wenn ich könnte würde ich gerne helfen, Eure Liquiditätslücken vollkommen zu stopfen. Ich kann es halt nur mit einem bescheidenen Beitrag machen und überweise in den nächsten Tagen mal einen bescheidenen Betrag.
Ich bewundere Dich sehr, wie Du Dein Leben gepackt hast (weg von der Sicherheit, dem soliden Einkommen und den grandiosen Steaks beim "Tschingg") und in eine ganz andere Richtung gegangen bist. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass Du ganz viel Genugtuung und Freude bei dieser Arbeit hast. Etwas, was wirklich wichtig ist im Leben und Dir auch auf immer bleiben wird!
Ich bin zur Zeit u.a. daran mit einem Freund ein Risotto-Kochbuch zu schreiben. Eine tolle Sache! Neben der Pflege unserer Freundschaft verbinden wir beide noch unsere Leidenschaften zur Fotografie und zum Kochen. Beim Geniessen unserer Kreationen - selbstverständlich mit einer guten Flasche Wein - kommt auch das Lebensphilosophische nicht zu kurz.... auch hier ist der Weg das Ziel und ob wir jetzt hier grössere Mengen des Buches an den Mann bringen können ist eigentlich unwichtig.
Ich freu mich wieder einmal von Dir zu hören und grüsse Dich ganz herzlich!
Beim Lesen seiner Zeilen habe ich mich gefragt, woher er mich so gut kennt? Und sein Schreiben gibt allen Mut, Kraft und Bestätigung, dass die Work-Life-Balance und neben dem Kopf auch Herz und Bauch ihre Aufmerksamkeit und Beachtung brauchen, um wirklich glücklich zu sein.
Deshalb und hiermit bedanke ich mich wieder einmal bei euch allen recht herzlich, die mir per Mail oder als Kommentar zu meinem Blog ihre Meinung wissen lassen und sich aufgemacht haben das Glück zu finden. Ich freue mich über jeden noch so kleinen Gedanken, denn es lässt mich erahnen und spüren, wie es dir so geht und was dich bewegt; und es lässt mich die 9000 km zwischen Namibia und der Schweiz vergessen.
April 2016
26. April: WOHIN DER WEG FÜHRT?
"WOHIN DER WEG FÜHRT" war DAS Thema im Monat April. "Wohin der Weg führt" fragt sich nicht nur INTERTEAM, sondern auch ich mich. Dass wir den Weg ab 1. Januar 2017 wieder getrennt gehen werden ist klar und für beide Seiten gut. Wenn man nicht die gleichen Vorstellungen hat, wie das Ziel zu erreichen ist, dann soll man nicht zu lange zusammen auf dem gleichen Weg gehen. INTERTEAM wird bis Ende Jahr ihr Landesprogramm 2017 bis 2020 für Namibia fertig stellen und die Zeit wird zeigen, wohin der Weg für INTERTEAM führt. Ich werde versuchen in der Schweiz eine neue Aufgabe zu finden, wo ich mein jetztiges sinnstiftendes Engagement im Süden ab 2017 im Norden weiter führen kann. Es wird sich auch für mich weisen, ob der Weg, den ich hier vor 28 Monaten begonnen habe, in einer ähnlichen Form in der Heimat eine Fortsetzung finden wird. An mir soll es nicht liegen und das einzige, für das ich nichts kann, ist mein Alter. Aber wer weiss, vielleicht zeigt sich schon bald, wohin mich die Rechtskurve im Bild oben führt;-)) Eine Chance zu kriegen ist manchmal schwieriger als die Chance zu nutzen.
März 2016
21. März: Und es (die Wahrheit oder Lüge) bleibt unglaublich ...
Der einzige "Shirumbu" (bedeutet Weisser) unter sechzig Einheimischen zu sein, ist schon sehr speziell und ich schätze dieses Privileg und Vertrauen sehr. Die Ministerin für Bildung, Kunst und Kultur, Honorable Katrina Hanse-Himarwa, hat sich am Workshop in Tsumeb für die Entwicklung der Bildung so richtig ins Zeug gelegt und unmissverständlich klar gemacht, was sie von den Zuständigen im Bildungswesen erwartet. Und ich selber weiss ja nur zu gut, was es heisst, wenn es nicht schnell genug geht und so, wie man glaubt, dass es richtig ist.
Aber all die Herausforderungen im Land sind so vielfältig wie die gut gemeinten und belehrenden Vorschläge von aussen. Jeder weiss es besser, wie es zu machen ist, aber keiner ist bereit, es so zu unterstützen, wie es für Namibia und Afrika möglich ist. Wir können und sollen aus Afrika kein Europa, kein Amerika und kein Asien machen, aber das ist für uns so schwer zu verstehen, weil wir nichts anderes kennen. Afrika muss den Weg selber finden. Wir sollten sie daran nicht hindern, sondern dabei unterstützen, wenn sie darum bitten.
Wir sollten korrupte Regierungen nicht unterstützen und aus Eigeninteresse und Profitgier Geschäfte mit ihnen machen. Aber wir sollten mit jenen Regierungen zusammenarbeiten, die sich für das Wohl und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Basis engagieren, und solche Regierungen gibt es. Und wenn wir es wirklich ehrlich und ernst mit unserer Unterstützung meinen, dann müssen wir bereit sein, mehr zu geben als zu nehmen, auch wenn wir es anders machen würden.
Und ich glaube, dass Entwicklungshilfe und -zusammenarbeit oft nicht wirksam ist, weil die Mächtigen und grossen Geldgeber, dies gar nicht wirklich wollen. Es wäre ja für den eigenen Wohlstand bedrohlich, wenn man andere stärkt. Und solange man Afrika vor allem dazu (miss)braucht, um das eigene Gewissen zu beruhigen, die Jahresberichte der grossen Firmen zu verschönern und Profit zu machen, solange wird Afrika der Sündenbock sowie das unfähige und hoffnungslose Beispiel auf Mutter Erde bleiben.
Februar 2016
9. Februar: Es ist unglaublich ...
... und macht ohnmächtig! Es geht bei diesen zwei Behauptungen in den Bildern links, auch gar nicht darum, ob die Berechnung der Jahre genau stimmt. Es geht vielmehr darum, sich vor Augen zu halten, dass hier tatsächlich etwas total schief läuft und dass diese Rechnung für uns Menschen definitiv nicht aufgehen kann. Obwohl es mir schon lange bewusst ist, habe ich wieder einmal ein bisschen recherchiert (siehe PDF-Dateien unten) und es ist einfach unglaublich, was auf unserer Welt tatsächlich abgeht.
Amerika ist das Mass der Dinge. Amerika sagt, was richtig und was falsch ist. Amerika ist die Weltpolizei, die definiert, was Recht und Unrecht ist. Amerika weiss genau, was alle Banken ausserhalb Amerika falsch gemacht haben und will für ihr Auge zudrücken fürstlich bezahlt werden. Amerika benutzt Lügen, um Kriege zu führen, im Irak, in Afghanistan, in Libyen, in Syrien, in ...?, um ihre eigene Wirtschaft in Gang zu halten, zerstört, um wieder aufbauen zu können, macht Angst, um "Follower", Verbündete, zu finden, zu zwingen. Die Frage ist nur, welches Land ist als nächstes dran? Die Welt sollte nicht Amerika sein! Aber solange wir mitmachen, solange für uns auch nur die Angst um das eigene Wohl im Vordergrund steht, kann sich nichts ändern. Und solange wird alles so bleiben, wie es ist. So wie es schon immer war. MACHT MACHT OHNMÄCHTIG.
Januar 2016
10. Januar: Es ist immer eine Frage ...
... der Wahrheit, der Wahrnehmung, der Ansicht, der ...
Was ist schon richtig oder falsch? Was ist besser? Immer wieder - und seit ich in Afrika bin und all die Unterschiede zwischen Nord und Süd alltäglich meine Emotionen befeuern, mein Hirn heiss laufen lassen und mein Herz auf Trab halten oder aus dem Takt bringen - beschäftigen mich immer mehr eine Unmenge an Fragen, die einerseits so schwierig zu beantworten sind, weil die Realität scheinbar keine Antwort und wirkliche Lösung kennt oder kennen will; und andererseits scheinen Lösungen so einfach möglich, wenn alle und auch die, die könnten auch wirklich wollten. Oder sollten wir vielleicht einfach nichts machen? Alles so lassen, wie es ist? Aber dann sollten wir auch nichts begehren und nehmen von dem, was andere haben und wir gut gebrauchen könnten. Aber das können wir ja auch nicht, wie wir ja alle nur zu gut wissen und uns die Medien mit Schreckensnachrichten omnipräsent und lautstark bestätigen. Wir sollten endlich begreifen, dass wir uns nicht immer wieder in Dinge einmischen, die wir meinen zu verstehen, aber es tatsächlich nicht tun, wie die Kriege im Irak, Lybien, Syrien usw. mehr als deutlich und schrecklich zeigen. Indem wir andere befehlen und mit Waffengewalt überzeugen, wie man zu leben hat, lernen wir ihnen das Flüchten und Sterben und am Schluss beklagen wir uns, dass sie uns nicht verstehen und uns dafür terrorisieren. Wer versteht wen nicht? Als Kinder haben wir gesagt: "Wer hat angefangen?" Vielleicht sollten wir tatsächlich aufhören, uns um für andere zu kümmern, solange wir selber noch so viel zu lernen und bei uns selber zu tun haben. Die anderen lassen, wie sie sind, den anderen lassen, was sie haben und mit dem zufrieden sein, wie wir selber sind und was wir haben. Vielleicht müssten wir uns dann auch all die Fragen nicht mehr stellen und wir würden anstelle von Macht und Geld an Lebensqualität und Frieden gewinnen. Ja, wenn das alles so einfach wäre. Aber solange wir und "unsere Elite" es nicht versuchen endlich anders zu machen, so wird es der ewige (Alp-)Traum bleiben. Schade, vielleicht sind wir zu klug, um das alles zu begreifen!